Pupuze Berber

Auf den Spuren von Meister

Der Gott vom Handwerkerstrich

Y und S streiten sich
In der oberen Etage
Der Altbauwohnung
Am großen Tisch
Auch G mit zitterndem Adamsapfel
An der Wand Torten und Säulen
Dazu ein Schrank
Der eine Vitrine ist
Altmodisch
Mit Glastüren rechts und links
Eiche dunkel
(Der ewig Deutscher)
Darin eine rotierende Vorrichtung
Ein kleiner Paternoster

Der Mann
(Hat vorhin die Vitrine zusammengebaut)
Ein Rumäne
(Dreckige Klamotten)
Lächelt mich an
Auf dem Boden
Dutzend tote Säuglinge
In Tüchern eingehüllt
Wir sehen sie
(Ich bin traurig)
Interpretiere den Kuchen vom Chart
Y betrunken
Legt sich auf den Konferenztisch
Der ist so hoch
Wir sitzen auf Barhockern

Ich bezahle den Mann
Er hat ein gebräuntes Gesicht
Von der Arbeit
Darin sein hellblaues Lachen
Mit Augen
Die nicht dazu passen
Er nimmt das Geld
Und bringt die Säuglinge zum Weinen
Y torkelt hin
Umarmt einen
Kreischenden Kokon
Auch in nehme einen
Und schaue das schreiende Kind

Wie unergründlich
Sind deine Gerichte
Und unausforschlich
Deine Wege
Ich danke dir
Gott vom Handwerkerstrich!

– Träume

Bild-Haft

„Die Sprache läuft immer mit!“ Eine Welt aus SPRACHE.
Gibt es für alles ein Wort? Ein W-ORT? (Ver-ORTEN!)
Wo?

Im LAND? (ein Land)
Im RAUM? (ein Raum)
In RÄUME? (Imaginär)
In T-RÄUME? (Träume)
Ein Faden aus Erinnerungen, aufgerollt als Knäul. Er löst sich, verbreitet sich, vergrößert sich, verschafft sich RAUM, wird T-RAUM.
EIN RADIO, EIN KRIMI, DAS SONNENLICHT durch die Fensterscheibe und Toto.
Was macht sie? Ist der Tag bei ihr ebenfalls hängen geblieben?
KLEBEN, es kleben die Räume, verwachsen ins LEBEN.
STILLE
RADIO
STAUBKÖRNER
Toto stickt ihre Aussteuer. Im Radio ein Mord. Stich für Stich führt sie den Faden ins Kreuz. Sie hat den Moment in den Batist gestickt, für immer, mit rosa Stichen, hängen wir an ihrer inzwischen vergilbter AUS-Steuer. (Weg! Raus! Durch das Fenster! Es ist doch nur das Erdgeschoss.) Sie horcht. Jemand rennt die Treppe hoch.
UND?
UND!
Und, und, und … Grün! Ich blicke ins Grün. Die Welt ist grün, hinter der Scheibe.
Wäre ich ein anderer Mensch geworden? Warum bin ich weggezogen? Ich bin weggezogen worden und klebe doch im RAUM, bin vor ORT. Toto hat dort alles ins Weiße gesticht (gestochen!). Hat man den Mörder erwischt? Danach lief Musik, der Krimi war ein Mehr-Teiler, kein Lang-Weiler, ein Kurz-Bleiber, Dauer-Brenner. Toto ließ alles andere dafür liegen, nur stach sie und zog am Faden.
Rosen. Stich um Stich, rosa Rosen, die ganze Reihe entlang. Alles für die Hochzeitsnacht. Und ich? Ich will da nur raus. (Die Stille hat alles eingefädelt, ist an allem schuld.)

Toto und ihr Radio. Es hatte Zauberkräfte. Erst dudelte es, (dudel, dudel) und oft ein Rauschen. Toto saß dicht daran, genau daneben, das Stickzeug in ihrem Schoß. In ihrem Schoß stickt sie alles fest. Und das Ohr dicht ans gesprochene Wort, das ihr Räume schafft, über ihrem Kopf tanzt der Staub im Licht.
L E E R E
S T I C H E
L E E R S T I C H ES T I C H E   I N S  L E E R E 

W

K R E U Z  

I

S

E

Toto war keine 18. Wie alt ist Toto? Ob Toto daran denkt? Ob Toto weiß, wer der Mörder war? Ich habe sie nie gefragt. Was hatte ich mit Toto gesprochen? Hatte ihr Vater noch gelebt? Ist das Radio noch da?
S T A U B K Ö R N E R
Ich hatte sie zum ersten Mal über Totos Kopf tanzen sehen. GEISTER, DIE TOTO RIEF? Sie tanzten über ihr im Licht. Schamlos! Toto, du hättest uns diese Horrorgeschichten nicht erzählen sollen. Du hast sie um dich herum gehabt.
DURCH NICHTS GE-WÜHLT ZEIT ORDNUNG PASST FALSCH
(Versuche es richtig einzugliedern!) 
(Nein!)
D I E  L U F T  I S T  N I E  R E I N !
Ich sah die UN-REINHEIT. Niemand ist davon befreit. Auch Toto nicht. Ich sah ihre ………………….. <= da kann so alles hinein. Lassen wir das LOCH da.
L O C H I S T L E E R 
Toto sticht Löcher in die Blumen. Ich weiß nicht mehr, ob sie sie gefüllt hat. Ich weiß so vieles nicht. So viel NICHT-WISSEN. Warum frage ich Toto nicht? Ob sie das noch weiß? Ob sie mir sagen kann, OB sie die Löcher gefüllt hat, oder ……………………?
Toto hat viel gelacht. Ich kann mich nicht erinnern, mitgelacht zu haben. Bei ihr bin ich mir ziemlich sicher. Totos Schneidezähne waren kürzer als die Eckzähne und ich habe sie oft gesehen.
Ich war da. Im Haus, wie ein Dieb schlich ich mich ins Zimmer. Das Radio ist weg, Toto schon lange. Nur das Fenster war da und das Grün dahinter.