Gestern dachte ich an Acitana, aber sie hat damit nichts zu tun. Sie hat mich nur in diese Stimmung versetzt, dass mir kurz vor dem Schlaf die Dreiecksgeschichte in den Sinn kam. Sie glitt geschmeidig über drei Ecken. Ich war zu faul um aufzustehen und sie aufzuschreiben. Jetzt sind mir weder die Ecken bekannt noch die Geschichte an sich.
Gogol, ja, der kam darin vor. Die toten Seelen trage ich seit meinem zehnten Lebensjahr im Gedächtnis. Wo aber, ist Iris Murdoch geblieben? Nichts da. Dabei hatte sie mich in den Zwanzigern begleitet. Balzacs Lilie im Tal hängt noch, wenn auch sehr schwach. Und diese Zeichnung! Die hatte ich später im Kunstunterricht umgesetzt: Eine indische Weltanschauung, wo drei Elefanten auf einer Schildkröte stehen. Ich hatte für die Schildkröte Reis genommen, und die Elefanten waren Kartoffeln. Der Kunstlehrer ständig, „nicht wahr“, „nicht wahr“, ein selten duschender 68iger.
Ich hatte schon die zwei Sprachen: eine, die ich nicht mochte; die andere, die ich nicht beherrschte. Bei der Schreckschraube mit rotem Haartoupet gab es immer Punktabzug bei Rechtschreibfehlern. Gott sei Dank, Bratvogel kam und pfiff auf diese Regel. Er gab mir meine Eins. (Aber, diese Sprache, sie jagt mir immer noch Angst ein.) Kunst mochte ich. Kunst hat eine eigene Sprache, da gibt es keine Fehler, „nicht wahr“. So könnte ich heute irgendwo sitzen, Beine an mich gezogen, mit einer Tasse Kräutertee, leere Worte schwingend, „nicht wahr“, Reiskörner als Schildröte, die große Interpretation eines Weltbildes.
Es kam anders. Ein Jahr später bürstete ich im Krankenhaus die Toiletten und lachte im fensterlosen Pausenraum der Putzkolonne über feuchte Männerunterhosen, die manch einer Frau geschwängert hatten. Nicht wahr…
Aus der Serie, ein Leben in Geschichten