Pupuze Berber

Verdichtete Tagebücher

Vermutlich hat mich früher mein Sinn für Schönheit davon abgehalten, in die Literaturszene einzutauchen. Ich hatte sie Jahr für Jahr beim Event von Feinschmecker auf der Frankfurter Buchmesse erlebt. Wir waren eine geteilte Gesellschaft. Auf der einen Seite wir, die Gäste aus Werbung, auf der anderen Seite das Literaturbetrieb. Ich fand, dass wir besser angezogen waren, zumindest en vogue, was die Mode betraf. Freundin H, mit der ich hinging, sowieso. Sie hatte Labels direkt aus Paris, Alaïa und so. Ich war eher der Westwood Typ, und weil ich sie mir nicht leisten konnte, trug ich die selbstgeschneiderten Kleider aus Burda Moden ungesäumt. Damals ging es der Werbebranche sehr gut. Frauen trugen diese großen Buchstabentaschen, dazu Schwarz, Schwarz, Schwarz, schuhe mit roter Sohle und sichtbare String Unterhose.

Auf der feingeistigen Seite waren wadenlange Röcke, Strickpullover, Prinz-Eisenherzfrisur, Lippenstift an den Zähnen und Nasenhaare angesagt. OK, zugegeben, sie waren im Durchschnitt 20 Jahre älter als wir knackigen Werber, aber, ich war doch gespalten, schmachtete dem literarischem Spirit entgegen, weil ich ein Fan der Bücher bin, ich, die Stolz darauf ist, mit 10 Gogol und Balzac gelesen zu haben.  Auf der anderen Seite schämte ich mich für ihr aussehen, denn sie waren uns nicht gewachsen mit dem ganzen Glamour und Blig Bling. 

Ich bin mir ganz sicher, sie haben uns mit ähnlichen Augen angesehen, und für die ganze Oberflächigkeit bemitleidet, für den „mehr-Schein-als-Sein“ sich die Nase gerümpft. Denn man blieb unter sich. Es wurden die Tische entsprechend reserviert, auch später auf der Tanzfläche hat man sich davor gehütet, den anderen ein freundliches Lächeln entgegenzubringen. Wie denn auch, wir waren grundverschieden. Nur beim Ansturm auf die Kellner als diese das Essen verteilten, waren wir uns gleich.